Sickergrube

Definition: Sickergrube

Eine Sickergrube ist eine unterirdische Anlage, in der Abwasser oder Regenwasser gesammelt und im Boden versickert wird. Früher diente sie vor allem Haushalten ohne Kanalanschluss. Heute ist ihre Nutzung für Schmutzwasser verboten – zulässig ist sie nur noch für Regenwasser.

Was ist eine Sickergrube?

Eine Sickergrube ist ein unterirdischer Behälter, der meist aus Beton, Kunststoff oder Mauerwerk besteht. Über Zulaufleitungen gelangt Wasser – heute in der Regel nur noch Regenwasser – in die Grube und versickert dort langsam ins Erdreich.

Im Unterschied zu modernen Kleinkläranlagen erfolgt dabei keine vollständige Reinigung. Der Boden filtert lediglich grobe Schmutzstoffe und zersetzt einen Teil organischer Substanzen. Weil Schadstoffe und Keime nicht zuverlässig entfernt werden, ist die Nutzung für Schmutzwasser in Deutschland verboten. Für Regenwasser kann eine Sickergrube unter bestimmten Bedingungen weiterhin eingesetzt werden.

Wie funktioniert eine Sickergrube?

Das Prinzip einer Sickergrube ist einfach: Über Rohre gelangt Wasser in den unterirdischen Behälter. Von dort sickert es langsam durch den Boden ins Erdreich. Dabei wirkt die Erdschicht wie ein natürlicher Filter – grobe Schmutzstoffe bleiben zurück, organisches Material wird teilweise abgebaut.

Mit der Zeit sammeln sich jedoch am Boden der Grube Sedimente, Schlamm und Ablagerungen, die die Versickerung immer stärker behindern. Dadurch kann es zu Rückstau, Geruchsbelästigung oder Staunässe im Garten kommen.

Sickergruben verstopfen mit der Zeit durch Laub, Schlamm und andere Ablagerungen

Weil die Filterleistung des Bodens begrenzt ist, ersetzt eine Sickergrube keine moderne Abwasserreinigung. Für Schmutzwasser ist sie deshalb nicht geeignet, für Regenwasser unter Auflagen aber weiterhin nutzbar.

Welche Arten von Sickergruben gibt es?

Sickergruben unterscheiden sich je nach Zweck und Bauweise. Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Arten im Vergleich:

Art der Sickergrube Einsatzbereich Zulässigkeit heute Besonderheiten
Abwassersickergrube Früher für häusliches Schmutzwasser (ländliche Gebiete ohne Kanalanschluss) Verboten Keine ausreichende Reinigung; heute nicht mehr zulässig
Regenwassersickergrube Versickerung von Niederschlagswasser (z. B. Dach- oder Hofflächen) Teilweise erlaubt Zulässigkeit abhängig von kommunalen Vorgaben und Bodenverhältnissen
Sickerschacht Kleinere Mengen Regen- oder Drainagewasser Teilweise erlaubt Schachtbauweise mit Kies/Schotter; begrenztes Fassungsvermögen

Unterschied Regen- und Abwassersickergrube

  • Abwassersickergruben dürfen heute nicht mehr genutzt werden, weil das Abwasser nicht ausreichend gereinigt wird und Umwelt- sowie Grundwasserschutz gefährden kann.
  • Regenwassersickergruben sind in vielen Regionen weiterhin zulässig, wenn sie für Dach- oder Hofflächen genutzt werden und die kommunalen Vorgaben eingehalten werden.

Damit gilt: Nur für Regenwasser kann eine Sickergrube noch eingesetzt werden, Schmutzwasser muss über Kleinkläranlagen oder die Kanalisation entsorgt werden.

Aufbau und Komponenten einer Sickergrube

Eine Sickergrube besteht aus einem unterirdischen Behälter und einfachen Zu-/Abläufen, die das Wasser im Boden versickern lassen. Typische Bauteile sind:

  • Grubenkörpern: Beton, Kunststoff oder Mauerwerk
  • Zulaufleitungen für Regen- oder Drainagewasser
  • Vorfilter/Sandfangl: optional, gegen Laub und Sand
  • Sickerzoneg: Kontakt zum Erdreich, oft Kies- oder Schotterpackungn.
  • Wartungsöffnung für Kontrolle und Entleerung

Wie groß muss eine Sickergrube sein?

Die Größe einer Sickergrube hängt von der Menge des einzuleitenden Wassers, der Bodenbeschaffenheit und den kommunalen Vorgaben ab. Entscheidend ist die Versickerungsfähigkeit des Bodens – je durchlässiger der Untergrund, desto kleiner kann die Grube dimensioniert werden.

Als Faustregel gilt: Für Regenwasser von Dachflächen oder Höfen wird die Größe in Kubikmetern nach der angeschlossenen Fläche und der örtlichen Regenspende berechnet. Exakte Werte ergeben sich aus einem Versickerungsgutachten, das oft für die Genehmigung vorgeschrieben ist.

In vielen Gemeinden ist außerdem ein Versickerungsnachweis vorgeschrieben, um die Bodendurchlässigkeit zu prüfen und die Dimensionierung der Anlage festzulegen.

Tipp: Die Dimensionierung sollte immer ein Fachplaner oder Tiefbaubetrieb übernehmen, damit Anlagegröße und Bodenverhältnisse optimal zusammenpassen.

Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland

In Deutschland unterliegt der Betrieb von Sickergruben strengen Vorschriften. Hintergrund ist der Schutz von Boden und Grundwasser, da in einer klassischen Sickergrube das Abwasser nicht ausreichend gereinigt wird.

Schmutzwasser verboten

Das Verbot der Abwassereinleitung in Sickergruben ist im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) geregelt. Für zulässige Anlagen gelten außerdem Normen wie DIN 4261 zur Abwasserbehandlung, die Vorgaben zu Bau und Betrieb enthalten.

Regenwasser erlaubt

Teilweise dürfen Sickergruben noch für die Versickerung von Regenwasser genutzt werden – zum Beispiel bei der Ableitung von Dachflächen. Ob dies im Einzelfall zulässig ist, entscheidet die örtliche Behörde.

Genehmigungspflicht

Der Neubau oder Betrieb einer Sickergrube erfordert in der Regel eine Genehmigung durch die zuständige Kommune oder das Umweltamt. Dabei wird geprüft, ob Standort und Ausführung den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.

Wartung und Entleerung einer Sickergrube

Sickergruben müssen regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf entleert werden. Die Intervalle hängen von Größe, Nutzung und den Vorgaben der Kommune ab. In der Regel ist eine Entleerung durch einen zertifizierten Entsorgungsfachbetrieb alle 1 bis 3 Jahre notwendig.
Damit wird sichergestellt, dass keine Verstopfungen entstehen und die gesetzlichen Anforderungen eingehalten werden.

Damit ist klar: Wer heute eine Sickergrube nutzt oder nachrüsten möchte, muss sich unbedingt an die rechtlichen Vorgaben halten und im Zweifel nachfragen.

Was kostet eine Sickergrube?

Die Kosten hängen von Größe, Material und Einsatzbereich ab. Bau und Installation liegen meist zwischen 2.000 und 5.000 €, je nach Aufwand. Hinzu kommen Erdarbeiten (ca. 1.000–3.000 €) sowie Genehmigungen und Gutachten. Für die regelmäßige Entleerung sollten Hausbesitzer mit 150–500 € pro Leerung rechnen.

Die Alternative zur Sickergrube kann eine Kleinkläranlage sein

Eine Sickergrube ist keine günstige Dauerlösung. Wer langfristig plant, sollte Alternativen wie Kleinkläranlagen oder einen Kanalanschluss prüfen, da diese zwar höhere Anschaffungskosten haben, aber auf Dauer sicherer und rechtlich unproblematisch sind.

Vorteile und Nachteile einer Sickergrube

Auch wenn Sickergruben heute kaum noch zulässig sind, gibt es typische Vor- und Nachteile, die man kennen sollte:

Vorteile:

  • Einfache und kostengünstige Bauweise (im Vergleich zu Kleinkläranlagen)

     

  • Unabhängig von einer Kanalisation nutzbar (z. B. in abgelegenen Lagen)

     

  • Für Regenwasser unter bestimmten Bedingungen noch erlaubt

     

  • Wartungsarm im Vergleich zu technischen Anlagen

Nachteile:

  • Keine ausreichende Reinigung des Abwassers → Gefahr für Grundwasser und Umwelt

     

  • Nutzung für Schmutzwasser in Deutschland heute verboten

     

  • Regelmäßige Entleerung und Überwachung notwendig

     

  • Begrenzte Lebensdauer durch Verschlammung und Verstopfungen

     

  • Risiko von Geruchsbelästigungen, Rückstau und Bußgeldern bei unsachgemäßer Nutzung

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